Immer noch aktuell: Brauchtum Hochzeit

Das Brauchtum rund um die Hochzeit ist zum Teil uralt. Es ist sehr schön an alten Traditionen anzuknüpfen, sie gegebenenfalls zu verändern und wiederaufleben zu lassen. So lebt die Vergangenheit in der Zukunft fort. Es ist interessant, sich den vergessenen Sinn hinter den Brauchtümern klarzumachen und sich über vergessene Hochzeitsbräuche zu informieren. Vielleicht kommen sie für die eigene Hochzeit infrage.

Vergessene Hochzeitsbräuche

Alter Familienschmuck
Altes Familienschmuckstück, das von Generation zu Generation weiter vererbt wird.

Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues und ein Glückspfennig im Schuh.“ (Englisches Sprichwort)

Dieser alte englische Brauch lässt sich bis in die viktorianische Zeit zurückverfolgen. Im Original lautet er: „Something old, somethin new, something borrowed, something blue and a silver sixpence in your shoe.

  • Etwas Altes“ steht für die Verbindung zur Familie oder dem alten Leben. Das kann z. B. ein Schmuckstück sein, das von Generation zu Generation vererbt wird. Gelegentlich zieht die Braut auch das Brautkleid der Mutter oder Großmutter an.
  • Etwas Neues“ symbolisiert das Glück und den Erfolg im neuen Leben. Meist wird dies durch ein neues Brautkleid ausgedrückt. Aber es kann ebenso ein anderes Accessoire gewählt werden.
  • Etwas Geliehenes“ wurde schon von einer anderen glücklichen Braut zur Hochzeit getragen. Das soll Glück in die Ehe bringen. Auch hier eignet sich ein Schmuckstück, oder ein Taschentuch.
  • Etwas Blaues„, hatte im Brauchtum eine christliche Bedeutung. Reinheit und Treue drückten sich in der Farbe Blau aus. Früher wurde deswegen ein blaues Kleidungsstück getragen. Später „wanderte“ die Farbe in den unteren Bund des Brautkleides und wird heute zumeist nur noch im Strumpfband gefunden.
  • Die Silbermünze“ bzw. der Glückspfennig im Schuh soll nicht nur das finanzielle Wohlergehen begünstigen, sondern auch alle Freuden und Glücksmomente des Ehelebens.

Der Heiratsantrag

So will es der Brauch: Der Bräutigam in Spe macht seiner Angebeteten den Antrag. Ausnahme: Am 29. Februar dürfen Frauen selber zur Tat schreiten und einen Antrag machen.

Brauchtum Hochzeit: Heiratsantrag
Brauchtum Hochzeit: Der Heiratsantrag

Polterabend und Junggesellenabschied

Beides sind sehr schöne Bräuche. Der Junggesellenabschied findet oft 1 bis 2 Wochen vor der Hochzeit statt. Früher feierten ihn die Männer, heute auch die Frauen.

Der Polterabend findet meistens den Abend vor der Hochzeit statt. Früher lud man dazu Freunde und Bekannte ein, die nicht an der eigentlichen Hochzeitszeremonie teilnahmen. Sie hatten dadurch die Gelegenheit zu gratulieren und mit dem Brautpaar zu feiern.

Das Motto des Polterabends lautet: „Scherben bringen Glück„, allerdings nicht alle Scherben. Glück bringt nur das Zerschlagen von Porzellan, nicht das Zerschlagen von Glas. Der Lärm beim Zerschlagen des Porzellans soll böse Geister vertreiben. Die Scherben muss das Brautpaar gemeinsam aufkehren – vor Mitternacht.

Blumen und Reis werfen

Die Blumenkinder streuen die Blumen auf den Weg hinein (zum Altar der Kirche oder zum Standesamt) oder auf den Weg hinaus. Das Streuen der Blumen ist ein sehr alter heidnischer Brauch. Duftende Blumen und Blütenblätter sollen die Fruchtbarkeitsgöttin auf das frisch gebackene Brautpaar aufmerksam machen. Auch das Werfen von Reis nach der Hochzeit soll ein Zeichen der Fruchtbarkeit sein.

Allerdings sollte man das Werfen von Blumen und Reis mit dem Veranstalter vorab abklären.

Der Hochzeitstanz
Brauchtum Hochzeit: Der Hochzeitstanz.

Brauchtum Hochzeit – Brautentführung

Schon in der Antike, im Alten Rom gab es den Brauch, die Braut zu entführen, allerdings vor der Hochzeit.

Meist sind es gute Freunde, die heute die Braut nach der Hochzeit entführen. Dabei ziehen die Entführer mit der Braut von Lokal zu Lokal. Der Bräutigam soll jedes Mal die Zeche zahlen. Heute ist man da toleranter. Die Entführer gehen an einen bestimmten Ort, z. B. ein öffentliches Gebäude und hinterlassen ein paar Hinweise, um die Suche zu erleichtern. Das Auslösen kann mit einer Aufgabe für den Bräutigam verbunden sein, z. B. Singen in der Öffentlichkeit, Abwaschen für die nächsten Wochen oder ähnliches.

Die Entführung sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Denn in dieser Zeit müssen sich die anderen Gäste selbst unterhalten.

Hochzeitsbräuche während der Hochzeitsfeier

Brauchtum Hochzeit: Hochzeitstorte anschneiden
Brauchtum Hochzeit: Gemeinsames Anschneiden der Hochzeitstorte
  • Das Werfen des Brautstraußes soll die nächste Braut bestimmen oder finden.
  • Eröffnungstanz: Der erste Tanz gehört dem Brautpaar alleine.
  • Das Anschneiden der Hochzeitstorte bewerkstelligt das Brautpaar gemeinsam. Wer hat die Hand oben und führt? Manchmal kämpfen die Paare darum.
  • Das Versteigern des Strumpfbandes der Braut soll etwas Geld für die Hochzeitskasse bringen.

Brauchtum – das Hochzeitsauto

Braut und Bräutigam sitzen immer hinten im Hochzeitsauto. Keiner der beiden sitzt selbst am Steuer, denn das könnte ins Verderben führen. Eine dritte Person muss fahren. Deshalb mietet man heute gerne ein luxuriöses Hochzeitsauto samt Chauffeur.

Die Dosen, welche manchmal am hinteren Teil des Hochzeitsautos angebracht werden, sorgen für Lärm und Getöse. Das soll die bösen Geister fern halten. Die Hochzeitsgesellschaft hilft mit, sie zu vertreiben und folgt mit lautem Gehupe.

Bräuche: Hochzeitsauto
Brauchtum Hochzeit: Hochzeitsauto mit Chauffeur.

Brauchtum nach der Hochzeit

Ein sehr alter Brauch ist es, wenn der Bräutigam seine Braut über die Schwelle trägt. Denn früher lebten Geister unter den Türschwellen, wovor der „Mann“ die Frau schützen wollte. Heute ist das „Tragen auf Händen“ ein Zeichen besonderer Wertschätzung.

Hochzeitsbrauch: Gastgeschenke

Ein sehr alter, Jahrhunderte alter Brauch sind kleine Geschenke, die den Gästen als Erinnerung mitgegeben werden. Er reicht bis in die Antike zurück. Das Verschenken von Gastgeschenken hatte aber auch einen praktischen Grund. Vor allem auf großen Hochzeiten, die in einem Dorf gefeiert wurden, gab man den Gästen gerne das übrig gebliebene Festessen mit. Denn Essen war wertvoll, man warf es nicht einfach weg. In der feineren Gesellschaft wurde im frühen 19. Jahrhundert edle Halstücher, Handschuhe oder Strumpfbänder verschenkt. Kleine Gastgeschenke haben also eine sehr lange Tradition, die heute wieder auflebt.

Hochzeitstage, die man besonders feiern kann

  • Baumwollene Hochzeit nach 1 Jahr
  • Lederne Hochzeit nach 3 Jahren
  • Hölzerne Hochzeit nach 5 Jahren
  • Zinnerne Hochzeit nach 6 ¼ Jahren
  • Kupferne Hochzeit nach 7 Jahren
  • Blecherne Hochzeit nach 8 Jahren
  • Rosenhochzeit nach 10 Jahren
  • Nickelhochzeit nach 12 ½ Jahren
  • Kristallhochzeit nach 15 Jahren
  • Porzellanhochzeit nach 20 Jahren
  • Silberne Hochzeit nach 25 Jahren
  • Perlenhochzeit 30 nach Jahren
  • Leinwandhochzeit nach 35 Jahren
  • Aluminiumhochzeit nach 37 ½ Jahren
  • Rubinhochzeit 40 nach Jahren
  • Goldene Hochzeit nach 50 Jahren
  • Diamanten Hochzeit nach 60 Jahren
  • Eiserne Hochzeit nach 65 Jahren
  • Steinerne Hochzeit nach 67 ½ Jahren
  • Gnadenhochzeit nach 70 Jahren
  • Kronjuwelenhochzeit nach 75 Jahren

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Quellen

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